Wo ist eigentlich unser Wir-Gefühl?

Kolumne der Landesvorsitzenden, Wenke Brüdgam und Torsten Koplin, im 'Blitz am Sonntag' - Ausgaben in Westmecklenburg -

Von den Fantastischen Vier und Clueso gibt es derzeit einen tollen Ohrwurm. Der Song heißt „Zusammen“. Darin heißt es unter anderem: „Wir sind zusammen groß / Wir sind zusammen alt / Komm lass’n bisschen noch zusammen bleiben“. Und an anderer Stelle: „Ja, Mann, denn allein sein ist out“.

Der Song passt so richtig in die Zeit, denn gerade die laufende Fußballweltmeisterschaft setzt bei vielen von uns Emotionen frei und stärkt das Wir-Gefühl. Völlig klar, wenn es um so etwas Bedeutendes wie einen Weltpokal geht. Da fiebert man schon mal gemeinsam mit. Begeisterung geht herum, wenn wir beim Public Viewing oder vor dem heimischen Bildschirm beieinander sind.

Warum ist das eigentlich nicht immer so? Warum sagten bei der letzten Landratswahl etwa drei von vier Wahlberechtigten: „Mir doch egal!“ oder „Geht mich nichts an!“ 

Finden Sie nicht auch, dass da irgendetwas nicht zusammenpasst? Der Fußball eint uns im Wir-Gefühl und der Pokal, den wir vermutlich selbst nie in die Hand bekommen, ist uns wichtig. Hingegen scheinen Bus- und Bahnverkehr vor der Haustür, die Sozialarbeit in der Schule und die Wirtschaftslage kommunaler Unternehmen nicht das besondere Interesse der Mehrheit zu finden. 

Möglicherweise hat es etwas mit den übergroßen Kreisen zu tun, mit denen es schwer fällt, sich zu identifizieren. Aber das allein kann es nicht sein. Auf Bus und Bahn ist jeder mal angewiesen. Den eigenen Nachwuchs, ob Kinder oder Enkel, will jeder gut behütet sehen. Die kommunalen Unternehmen sind ein wichtiges Standbein. 

Wie bei der WM geht es um eine Menge - wenn nicht sogar um mehr. Es hat Gewicht, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie WIR leben wollen, unter welchen Bedingungen UNSERE Kinder heranwachsen, wie WIR Wohnen, Strom und Wasser bezahlbar für ALLE machen wollen. Sorglosigkeit ist da fehl am Platze. Wer sich einmischt in seine eigenen Angelegenheiten, überlässt nicht Anderen die Geschicke über sein eigenes Leben. 

Wäre es nicht besser, persönlich dafür zu sorgen? Nicht nur alle paar Jahre zur Wahl zu gehen, sondern sich selber einmischen? Warum nicht bei der Kommunalwahl 2019? Warum nicht sogar auf den Listen unserer Partei? Soziale Gerechtigkeit vor Ort - dafür lohnt es sich zu streiten. Finden wir jedenfalls. 

Im Übrigen sind es oft Frauen, deren wichtige Stimme in den Kreistagen und Gemeindevertretungen immer wieder fehlt. Durchschnittlich sind nur 24,5% aller Kommunalpolitiker hierzulande Frauen. Das muss sich ändern.

Wenn es gelänge, das WIR-Gefühl der Fußballweltmeisterschaft in unseren Lebensalltag zu tragen, könnten WIR ZUSAMMEN dafür sorgen, dass es mit UNS wieder vorwärts geht. 

Das wäre doch nicht schlecht, oder?

 

Die Kolumne erschien im 'Blitz am Sonntag', in den Ausgaben in Westmecklenburg, am 24. Juni 2018.