Für den Frieden vor der Haustür – Konversions- und Friedenskonferenz in Wolgast

Der Landesvorstand DIE LINKE. Mecklenburg-Vorpommern hatte am 6. Oktober 2018 nach Wolgast eingeladen, um gemeinsam mit erfahrenen Referenten über die Möglichkeiten von Konversion zu sprechen. (Konversion ist die Umwandlung militärischer Produktion oder Nutzung in zivile Alternativen.) 

Wie sehen die Alternativen existenzsichernder Arbeit aus, wenn aus der Produktion waffenfähigen Materials oder Waffen eine langfristige Perspektive entwickelt werden soll?

Welche Konsequenzen ergeben sich aus konversionspolitischen Entscheidungen.

Welche Erfahrungen mit Konversion gibt es? Welche Chancen bieten Industrien der Zukunft? 

Torsten Koplin, Co-Landesvorsitzender der LINKEN M-V, eröffnete die Diskussion und betonte die Aufgabe der LINKEN, Antworten zu geben auf aktuelle Herausforderungen der Konversion, handhabbare Lösungen anzubieten: „Wer den Frieden will, muss vor der eigenen Haustür anfangen. Armeestandorte zu schließen, Rüstungsbetriebe umzustellen, solche Prozesse rühren die Einwohner*innen und Mitarbeiter auf. Trotzdem müssen wir als LINKE handeln und Alternativen entwickeln. Als internationalistische Friedenspartei übernehmen wir Verantwortung.“

Peter Ritter, Mitglied des Landtages M-V und friedenspolitischer Sprecher seiner Fraktion, engagiert sich seit vielen Jahren für Konversion: 
„Konversion bedeutet Kompensation. Die betroffenen Standorte und Kommunen brauchen weiterhin Hilfe, die Lasten zu schultern. Erfolgreiche Prozesse haben bereits stattgefunden, da wollen wir anknüpfen. Kreativität, ein langer Atem, zuverlässige Förderungen und eine dauerhafte Zusammenarbeit sind notwendig, um hierzulande erfolgreich Konversion zu betreiben. Neue Märkte, neue Aufträge sind gefragt, denn ohne wirtschaftliche Optionen kann Konversion nicht gelingen. Wer behauptet, es gäbe keine Alternativen, lügt oder leidet unter politischer Faulheit.“ 

„Am Anfang steht immer die Bereitschaft, umzustellen. Hier wollen wir Überzeugungsarbeit leisten, denn Unternehmen die Rüstungsgüter herstellen, haben zuallererst ihre Gewinne im Blick. Wir wollen ihnen und den Angestellten zeigen, dass beispielsweise die maritime Industrie ein Wirtschaftszweig der Zukunft ist. Wer auf eine zivile Produktion umstellt, braucht einen langen Atem. Das geht nicht von heute auf morgen. Neue Projektideen und neue Produkte müssen parallel eingeführt werden wie z.B. Entwicklung und Bau von Anlagen zum Kyrorecycling. (Tiefkühltechnologie zur Trennung und Wiederverwertung von Verbundwertstoffen). Hier muss auch die Landesregierung in M-V Hilfestellung geben.“, so Torsten Koplin.

„Solange Rüstungsgüter hergestellt werden, werden sie auch eingesetzt“, so die Co-Landesvorsitzende Wenke Brüdgam. „Als LINKE vertreten wir eine konsequente und absolute friedenspolitische Haltung. Militärische Produktionen und Nutzungen in zivile umzuwandeln, ist unsere Aufgabe. Dieser Weg ist nicht leicht, nimmt Zeit in Anspruch und kostet viel Geld. Konflikte vor Ort entstehen, Eigentumsfragen müssen gestellt werden, Verluste sind auszugleichen. Am Ende geht es um Menschen. Die Mitarbeiter von Rüstungsbetrieben verdienen Perspektiven, die Menschen in Krisen- und Kriegsgebieten verdienen ein friedliches Leben in Würde.“, beschließt Brüdgam die Konversions- und Friedenskonferenz


Hintergrundinformationen: 
Die Veranstaltung fand in Wolgast statt, weil vor Ort in der Peene-Werft Boote gebaut wurden, die zu einer Flotte bewaffneter Patrouillienboote gehören, die nach Saudi-Arabien exportiert wurden. Die Seeblockade Saudi-Arabiens gegenüber dem Jemen sorgt für großes Leid der Jemeniten. Die Boote aus Wolgast werden zur Aufrechterhaltung jener Seeblockade eingesetzt. 
Als Gäste sprachen unter anderem Dr. Peter Wilke, ehemaliger Friedensforscher und nun Berater für Unternehmen (wmp consult) die sich neu strukturieren wollen, und Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik.