Für ein realistisches Schönheitsideal

Wenke BrüdgamLandesvorsitzende

Die Franzosen machen es und nun wohl auch die Kopenhagener. Sie kennzeichnen bearbeitete Werbebilder um deutlich zu machen, dass es nicht der Realität entspricht. Eine kleine Kennzeichnung am Rande der Bilder. Warum? Ganz einfach, in Zeiten von vermeintlichen Topmodels im Abendprogramm und Schönheits-OPs im Sonderangebot fühlen viele Frauen sich zunehmend unwohl in ihrem Körper.

Laut einer Emnid Studie betrifft dies 59% also mehr als jede Zweite aller Frauen. Hier zu wenig, da zu viel, Frauen stellen ihr schönes Licht oft unter den Scheffel. Jede vierte Frau aber auch etwa jeder fünfte Mann leidet psychisch unter dem ständigen Vergleich mit Menschen, die es so nur dank Photoshop und anderer Bildbearbeitungsprogramme gibt! Das Problem ist dabei nicht, dass Bilder bearbeitet werden, ist dies ja längst zum Hobby vieler Smartphonebesitzerinnen und -besitzer geworden. Das Problem ist, dass nicht erkennbar ist, DASS sie bearbeitet wurden und dadurch ein falsches Bild vom Schönheitsideal unserer Zeit entsteht. Diese Bilder vermitteln ein falsches und ungesundes Bild davon wie man aussehen sollte um „normal“ zu sein. Dabei orientieren Frauen sich deutlich stärker an ihrem sozialen Umfeld und damit auch an der Werbung als Männer. Die Folgen: Magersucht, psychische Belastungen und Depressionen.  Frankreich hat als erstes Land entschieden dem einen Riegel vorzuschieben. Seit Mai 2017 dürfen keine „Magermodells“ mehr auf die Laufstege und seit Oktober müssen bearbeitete Bilder gekennzeichnet werden. Geschieht dies nicht, werden Geldstrafen von bis zu 37.500€ fällig. In Kopenhagen wird dies diskutiert. Wir finden, auch in Deutschland sollten wir Mädchen und Frauen vor dem sozialen Druck der durch die Werbung entsteht schützen und eine Kennzeichnungspflicht für bearbeitete Bilder einführen. Ist dies eine politische Forderung? Ja, denn sie hat ganz klar etwas mit der Bekämpfung von Sexismus in unserer Gesellschaft zu tun, in der Frauen und auch Männer auf ihr Äußeres reduziert werden. Wer nicht mithalten kann wird diskriminiert. Dies wollen wir nicht länger hinnehmen. Solange die Politik hier schläft eine Bitte: Liebe Werbefirmen, verpflichten Sie sich selbst endlich ein realistisches Schönheitsideal zu zeigen oder kennzeichnen Sie wenigstens die unrealistischen. Frauen sind unterschiedlich und in ihrer Unterschiedlichkeit wunderschön!

Hintergrund

Einem Bericht des Radiosenders Deutschlandfunk Kultur zufolge, hat der Stadtrat von Kopenhagen über einen Antrag zu befinden, in dem gefordert wird, Bildbearbeitung auf städtischen Werbeflächen kenntlich zu machen. Insbesondere richtet sich diese Initiative gegen oft völlig unrealistische Bilder von Frauen, die durch die Werbung erzeugt werden.

In Frankreich gibt es bereits seit Herbst letzten Jahres landesweit eine ähnliche Kennzeichnungspflicht für geschönte Frauenbilder in der Werbung – eingereiht in ein ganzen Maßnahmenpaket, welches „Magermodels“ und dem damit einhergehenden unrealistischen Frauenbild entgegen wirken will.

http://www.deutschlandfunkkultur.de/unrealistische-schoenheit-kopenhagen-will-retuschierte.2165.de.html?dram:article_id=420158