Congratulations on your 200th birthday, Friedrich

Am 28. November ist Dein 200. Geburtstag, Friedrich. Das ist ein zünftiger Anlass Dein Schaffen zu würdigen, denn wir LINKEN stehen gedanklich auch auf Deinen Schultern. Du hast Deinen Anteil an den theoretischen Grundlagen der Sicht Linker auf die Gesellschaft immer heruntergespielt. Du nanntest Dich gelegentlich „zweite Geige“ hinter Karl Marx, womit Du Deinen Respekt gegenüber Deinem Freund bekunden wolltest. Es ehrt Dich, ihn zu wertschätzen, aber Dein Handeln herabzusetzen, ist völlig unangebracht. Auch, weil Ihr einander beflügelt, Euch ergänzt habt, und der „liebe Marx“, wie Du ihn häufig anredetest, ohne Deine Hilfen keineswegs zu seinem Mammut-Werk in der Lage gewesen wäre.

Als kluger Kopf und tatkräftiger Handelnder hast Du über Jahrzehnte großartige Arbeiten sozialistischer Theorie geschaffen. Du hast im besten Sinn des Wortes populäre Texte verfasst, verständlich, eingängig und mit klaren politischen Botschaften. Es ist eine Lust sie zu lesen.

Mit Deiner Schrift über die Lage der arbeitenden Menschen in England hast Du einen Sozialbericht abgeliefert, der noch heute in seiner Scharfsichtigkeit und Parteinahme für Ausgegrenzte und Benachteiligte Maßstäbe setzt und dessen soziologischer Gehalt nachwirkt. Aktuelle Armuts- und Reichtumsberichte können sich davon „eine Scheibe“ abschneiden.

Mit Deinen Reden konntest Du Menschen gewinnen. Wie etwa seinerzeit in Elberfeld, wo zu Deinen Vorträgen Abend für Abend mehr Leute kamen. Wer kann das heute schon für sich verzeichnen. Dort, in Elberfeld, aber auch an anderen Orten und Stellen hast Du beschrieben, worum es Linken geht, nämlich „... eine solche Lebenslage für alle Menschen zu schaffen, daß ein jeder seine menschliche Natur frei entwickeln, mit seinen Nächsten in einem menschlichen Verhältnissen leben kann und vor keinen gewaltsamen Erschütterungen seiner Lebenslage sich zu fürchten braucht...“

Grandios, Dein Spätwerk. Philosophische Schriften, die sich lesen und die aktuell sind, als wären sie erst kürzlich geschrieben. So „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ oder „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“.

Übrigens, Du giltst Historikern als der „Revolutionär und Kapitalist aus Barmen“. Was sagt das aus? Unter anderem belegt es, dass man nicht arm sein muß, um gegen Armut zu kämpfen. Man muß etwas gegen Armut haben! Und es ist so ungeheuer wichtig zu streiten, für die Interessen aller, die ausgebeutet, erniedrigt und unterdrückt werden. Das galt schon zu Deinen Lebenszeiten. Das gilt heute ebenso.

Congratulations, dear Friedrich.