#allesdichtmachen voll daneben

Torsten Koplin

Ohne Frage sind die Stimmen der Intellektuellen, der Künstlerinnen und Künstler nötig, die auch kritisch, provozierend und anregend Anstoß geben zu gesellschaftlicher Debatte, auf dass es anders wird, weil es so, wie die Verhältnisse sind, nicht weiter gehen kann.

 

Diese Aktion allerdings ist voll daneben!

Die Stimmen der #allesdichtmachen Aktion sind weder lustig noch anregend. Viel eher sind sie abstoßend, denn sie erklären all diejenigen, die mit Solidarität aus der Krise kommen wollen zu dummen, folgsamen Schafen, die aufgehört hätten, den eigenen Kopf zu bewahren, die schweigen und wie Idioten in ihren dunklen Kammern und Nischen sitzen würden.

Ach, wie wichtig wären die Stimmen und die Autorität eben dieser #niewiederaufmachen Aktivistinnen und Aktivisten gewesen, wenn sie in der ihnen eigenen Kreativität dazu motiviert hätten, darüber nachzudenken, wie wir in diese Pandemie hineingekommen und bis zu diesem Punkt gekommen sind. Wie wichtig ist es doch, dass wir aus der Pandemie Konsequenzen ziehen und einen progressiven Neustart hinbekommen. Einer der aufräumt mit der Logik, dass sich alles, ja geradezu jede menschliche Regung rechnen muss, sie hinwegfegt und ersetzt durch ein humanes System, im Einklang mit unserer natürlichen Umwelt.

Wie wenig hilfreich sind da die Videobotschaften der #lockdownfuerimmer Macherinnen und Macher, die sich zynisch über all jene erheben, die um das Leben anderer ringen, die sich im Streit - klar doch, wie denn sonst - darüber Sorgen machen, welcher der richtige Weg im Umgang mit der Pandemie und aus ihr heraus wäre.

Die Ansteckungen mit dem Corona Virus sind nur das Symptom, der Lockdown nur eine Reaktion darauf. Die eigentliche Infektion liegt in der in der Art und Weise wie wir mit der Umwelt, wie wir miteinander umgehen, wie wir produzieren und wie wir das Produzierte verteilen und konsumieren.

Vielleicht verstehen andere Intellektuelle die Situation als Weckruf sich einzumischen und geben Anregungen, wie wir aus dieser gesellschaftlichen Krisensituation herauskommen. Einige Persönlichkeiten, wie Dunja Hayali und Lutz van der Horst haben sich bereits mit Kritik an #allesdichtmachen zu Wort gemeldet. Allein das ist ehrenwert und mutig.