7. Oktober - Erkenntnis und Zuversicht, nicht Nostalgie!

Torsten Koplin

Die Feierlichkeiten zum Republik-Geburtstag am 7. Oktober 1989, heute vor 30 Jahren, verkamen zur grotesken Posse. Die Krise der Gesellschaft war unübersehbar. Während die SED Partei- und Staatsführung in ignoranter und herrschaftlicher Manier ein Staatsbankett abhielt, demonstrierten an zahlreichen Stellen im Land, vor allem aber in Berlin, Menschen für eine bessere DDR. Eine, die im Sinne von sowjetischer "Glasnost" und "Perestroika", also der Vision von Offenheit und Modernisierung, dem Sozialismus ein anderes Antlitz gibt. Was in den folgenden Tagen, Wochen und Monaten geschah, ist bekannt.

Die DDR ist bei allen äußeren Abhängigkeiten einerseits und äußeren Anfeindungen andererseits vor allem an ihren inneren Widersprüchen zu Grunde gegangen. Mit Reglementierungen, bürokratischer Zentralisierung von Kultur, Wissenschaft und Bildung, mit Freiheitsbeschränkungen und politischer Entmündigung wurden humanistische und demokratische Werte des Sozialismus in ihr Gegenteil verkehrt. Im Alltag der Menschen klafften staatlich postulierter Anspruch und Lebenserfahrung weit auseinander. Der parteiseitig oft zitierten Passage aus dem "Kommunistischen Manifest" von Marx und Engels, dass "die freie Entwicklung eines jeden, die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist" standen Gängelei und politische Ausgrenzung Andersdenkender gegenüber. Dem Wissen darum, dass die Arbeitsproduktivität letztlich darüber entscheidet, ob  ein sozialistisches Wirtschaftssystem erfolgreich ist, standen untaugliche Methoden der Planwirtschaft und vor allem eine Entfremdung der Eigentümer vom Eigentum (man lese hierzu "Die Alternative" von Rudolf Bahro) gegenüber.

Ohne diese Fehler und Fehlentwicklungen zu verkennen, ist für DIE LINKE.  der 7. Oktober mit den Erkenntnissen von einem historisch bedeutsamen Versuch einer nichtkapitalistischen Gesellschaft, mit beachtlichen Leistungen eines fortschrittlichen Gesundheitswesens, mit spürbaren Ansätzen der Gleichstellung der Geschlechter, mit dem Niederreißen von Bildungsschranken und die für viele handlungsleitende Grundüberzeugung von sozialer Gerechtigkeit verbunden.

Zugleich ist der 7. Oktober ein Datum der Zuversicht. Aus Fehlern lernend, streitet DIE LINKE. Mecklenburg-Vorpommern für einen demokratischen Sozialismus. Eine Gesellschaft, in der Konflikte friedlich gelöst werden, in der es sozial gerecht zugeht, in der die Belange auf demokratische Weise ausgehandelt und entschieden werden und in der niemand in Armut und Ausgrenzung leben muss.

Eine solche Gesellschaft ist nicht nur möglich, sondern auch nötig. Die jetzt Herrschenden zeigen auch hierzulande mit jedem Tag, dass sie nicht auf Gewinne aus Waffenproduktion verzichten wollen, dass sie nicht gewillt sind, das Klima wirksam zu schützen, dass sie nicht daran interessiert sind Armut, insbesondere Kinderarmut entschieden zu bekämpfen.

DIE LINKE. Mecklenburg-Vorpommern sieht sich als Teil einer Bewegung, die für Frieden, Humanismus und einen sozial-ökologischen Umbau eintritt und sagt mit Nachdruck: "Es geht auch anders!“.